Essen, Natürlich

Rübenkraut – Grafschafter Goldsaft

Graftschafter Rübenkraut

Es sieht aus wie Wagenschmiere und hat auch in etwa die Konsistenz – schmeckt aber viel besser – Rübenkraut 

Ein Schwarzbrot mit „Klatschkies“ und Rübenkraut gilt als ausgesprochene Delikatesse. Findige Schmecklecker geben erst das Rübenkraut aufs Brot, denn der weiche Quark bietet dem zähen Sirup zu wenig Widerstand beim Abstreifen und macht das Schnitten schmieren zu einer durchweg klebrigen Angelegenheit. So bleibt der Sirup unterm Quark versteckt, eine Art Rheingold, das solche Tarnung allerdings nicht vor dem Verzehr bewahrt.

 

Graftschafter Goldsaft heißt das Rübenkraut, doch golden war eigentlich nur der Deckel des Blecheimers, früher die haushaltübliche Größe für Rübenkraut. Der Sirup hat eher die Farbe und Konsistenz von Wagenschmiere, schmeckt aber viel süßer. Seit Jahr und Tag kommt es aus Meckenheim, in gelben Pappbechern mit Aussicht auf den Rübenacker. Stefan Franceschini von der Grafschafter Krautfabrik kocht den Sirup dort seit Jahrzehnten nach immer gleichem Rezept. Gab es früher besonders im Rheinland an jeder Ecke eine „Krautfabrik“, hat er heute quasi das Rübenkrautmonopol. Auch die Selbstkochversuche der Nachkriegszeit, als man aus Runkeln und Rüben einen halbwegs essbaren Brotaufstrich herzustellen versuchte, sind zum Glück vorbei. Das Rübenkraut ist sein Arme-Leute Image los. Heute werden die Zuckerrüben extra für die Krautfabrik angebaut. In Meckenheim verarbeitet die Firma circa 50 000 Tonnen Rüben zu Zuckerrübensirup. Dazu werden die erntefrischen Zuckerrüben gewaschen, zerkleinert und gelangen dann in die Vormaische. Im Kochvorgang wird der Zucker der Rübe aufgespalten, zur Hälfte in Glucose und Fruktose.

Rübenkraut und Brot mit Grafschaft Krautsaft

 Das richtige Verhältnis zwischen Saccharose, Glucose und Fruktose ist eine Voraussetzung, damit ein streichfähiges Sirup entsteht. Damit man das Ganze also auch aufs Brot kriegt.Heute gilt der Zuckerrübensirup als regionale Spezialität . Traditionell kommt Rübenkraut vor allem da aufs Brot kommt, wo auch Zuckerrüben angebaut werden. Der Sirup ist nicht nur Retro, sondern auch ein Naturprodukt, denn er wird aus einem einzigen Rohstoff, ohne Zugabe anderer Stoffe hergestellt. Die schwarze Masse ist außerdem reich an Eisen, Magnesium und anderen Mineralstoffen.

 

Aufs Brot und ins Brot – wohin mit dem Sirup

Außer aufs Brot kommt der Sirup auch ins Brot. Schwarzbrot wird häufig mit Rübenkraut hergestellt. Es schmeckt dann nicht nur besser, sondern konserviert das Brot auch. Klassisch kommt Rübenkraut auf Reibekuchen oder in die Soße von rheinischem Sauerbraten. Aber auch Schnupftabak und Hustenbonbons verleiht er Süße und Farbe. Grundsätzlich kann man Rübenkraut ähnlich einsetzen wie Ahornsirup, in Salatsoßen,  Marinaden und Kuchenteig.

 Tipp:

mit Rübenkraut bestrichen,
bräunt Geflügel
aromatisch und kross.

Rohe Poularde mit Rübenkraut

Poularde mit Rübenkraut